heimat
„Wer das verlor, was Du verlorst, macht nirgends Halt.“ – Nietzsche

Und doch hält man ständig an und versucht es immer wieder. In wie vielen Betten lagen wir denn schon, um am nächsten Morgen doch mit der Sonne zu gehen? Physikalisch nur weg, aber gefühlt aufgewühlt. Läuft man abends durch Kneipen, durch dunkle Straßen, durch unbekannte Gassen, um genau diesen
Weg am nächsten Tag rückwärts zu gehen. Aber heben diese Schritte ihre Entfernung wieder auf? Oder addieren sich die Erfahrungen?
Eigentlich ist doch jeder Abend, jedes Date, jeder Ausrutscher und Onenightstand das Gleiche. Nur der Spielpartner des Protagonisten ändert sich in jeder Szene. Als ob sich der zweite Akt im klassischen Drama immer wieder abspielt. Ist es dieser ständige Spannungsaufbau der einen an die Geschichte fesselt? Geht es darum, wann ich Malte küssen darf, wann die Hände von Jonas an meine Hüfte wandern, in welche Richtung Dennis seinen Kopf beim Küssen neigt? Ob wir dabei zusammenpassen, ob wir beide auf der gleichen Seite einschlafen können, ob Jannik mich zum lachen bringt?

Ja. Und nein. Es ist diese ständig neue Erfahrung, dieser immer neue Tanz um das Feuer, welches er erfand, damit ich mit ihm spielen kann. Als ob man die Sicherheit verloren hat und nun vor ihr weglaufen möchte. Rastlos auf der Suche nach Geborgenheit, kann ich ihm nur solange in die Augen schauen, bis die Sonne sich darin spiegelt. Es scheint diese Angst zu sein, das Ziel erreicht zu haben, bevor ich das Spiel beenden möchte. Dass man die Credits im Standesamt vorbeilaufen, während man gerne noch die Nebenquests abgeschlossen hätte.
Vielleicht lassen wir unser Herz nur Fallschirmspringen, damit es nicht einschläft.
Und vielleicht hören wir noch rechtzeitig die Stimme aus dem Off, die uns „monogamie“ zuflüstert.