prolog
Heimatstadt und Umgebung sind schon lange abgearbeitet. Vielleicht kommen zwischendurch Neue dazu, die kurz durchgeswiped werden, aber ingesamt wurde das Spiel nach einiger Zeit in vertrauter Umgebung doch still. Durch Urlaube und Besuche in anderen Städten der Nation kamen noch mehr Menschen dazu; die Datenbank ist gefüllt. Bei mir stehen mittlerweile über 300 Matches bereit, auf ein Date angeschrieben zu werden, und doch tue ich nichts. Warten die Liebhaber oder Ich?
Da sind diese gleichen Typen, die einen nach jedem geteilten Foto auf Tindr anschreiben. Danach tauscht man kurz Nummern, um die Konversation zu Whatsapp zu verlagern, doch auch da bleibt es beim wochenendlichen Smalltalk über eine vermeindliche Verabredung. Entweder passt es ihm nicht, mir nicht oder die Sterne stehen über dem Lichtsmog der Stadt einfach falsch. Da sucht man zwischen der anliegenden Arbeit und den Netflix’n’Chill-Momenten nach einer Ausrede und fragt sich abends im Bett mal wieder, wo denn dieses Ende endlich in Sicht kommen soll. Aber so wird das ja nichts. Neben den kommerziellen Angeboten auf Grindr und Gr sind immer wieder ganz nette Dudes dabei, die es Wert wären, aus meiner Bequemlichkeit zu entkommen. Vielleicht mal mehr als ein „Dankeschön“, „Läuft“ und „Bei Dir?“ zu antworten und mehr als ein Date mit Happyend zu erwarten.
Vielleicht sollte man einfach mehr fordern. Von nichts komme ja auch nichts. Das sagte bereits meine Großmutter. Die Liebhaber warten nicht. Also stürze man sich in die Nacht zu Rotwein und einem Tanz, in den Morgen danach zum Frühstück, in ein nachmittaglichen Kaffee, um sich das ganze im nüchternen Sonnenlicht anzugucken.